Zur geplanten Orchesterfusion auf der Kreistagssitzung am 07.07.2011 - Redebeitrag Volker Thomas
Herr Landrat, Sie stellten am 5.Juli in der Sächsischen Zeitung fest, die Praxis solle zeigen, ob 72 oder 86 Musiker für das fusionierte Orchester in Zukunft ausreichend sein werden.
Nun wissen wir aber bereits jetzt aus der Erfahrung der Praktiker – also der Musiker und Spielplangestalter auch anderer Klangkörper – dass bei einer Doppelbespielung 72 Musiker mit Sicherheit nicht ausreichen werden. Die Besetzungspläne für Konzerte leiten sich aus den Partituren ab. Was Brahms, Beethoven, Schostakowitsch und die vielen anderen Komponisten aufgeschrieben haben, kann man nicht so ohne weiteres und ohne Schaden für die musikalische Qualität verändern. Daraus ergibt sich folglich eine Anzahl von 86 Musikern, wenn das Musiktheater gleichzeitig in gewohnter Qualität bespielt werden soll.
Soviel also zu den Sachfragen die hinter dem Problem der Orchestergröße stecken.
Es gibt auch noch eine politische Dimension. Sie ergibt sich aus dem Herangehen an die Lösung der Neuausrichtung der Landesbühnen und der beiden Orchester. Das Land Sachsen trifft eine Haushaltentscheidung, die in seiner Auswirkung in die Hoheit des Landkreises eingreift und erwartet, dass die Kreisräte stillschweigend diesen Eingriff in die kommunale Selbstverwaltung hinnehmen. Hier scheint es ein Wahrnehmungsproblem bei den Mitgliedern der CDU/FDP – Koalition in Dresden zu geben. Wenn Strukturen einer Landeseinrichtung verändert werden, dann bitte auch mit dem Geld des Landes Sachsen und nicht mit einem Griff in die Kulturraumfinanzierung. Denn das ist Sache der beteiligten Landkreise.
In unserem Leitbild des Landkreises gibt es einen wunderbaren Satz: „ Die Theater- und Orchesterlandschaft des Landkreises ist Bestandteil eines umfangreichen, hochwertigen Kulturangebotes des Großraumes Dresden und soll in diesem Gesamtkonzept weiter entwickelt werden.“ Haben wir das ernst gemeint? Weiterentwicklung bedeutet doch wohl nicht die Abschaffung eines Orchesters und die Fusionierung unter nicht annehmbaren, realitätsfernen Bedingungen, sondern die stabile Finanzierung des Kulturangebotes und seine qualitative Verbesserung und mögliche Ausweitung der Angebotsbreite.
Aber das ist im Beschlussantrag der Verwaltung nicht wieder zu finden.
Der gemeinsame Änderungsantrag hat genau in diesen Punkten eine deutliche Verbesserung der Verhandlungsbasis formuliert. 86 Musiker und die Dynamisierung der Finanzierung. Diese Forderungen entsprechen dem wirklichen Leben. Niemand von uns kann doch ernsthaft die Fusionsbedingungen auf dem Rücken der Musiker und anderen Beschäftigten, auch nicht des Theaters, austragen wollen.
Wir treten die Leistungen der Mitarbeiter beider Kunsteinrichtungen mit Füssen, wenn wir die von der Landesregierung geforderte Position mittragen. Stimmen Sie im Interesse der Bürgerinnen und Bürger sowie des Orchesters dem Änderungsantrag zu.
Kategorien: Standpunkte
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